Der ehemalige Steinbruch am Schloßberg von Nordhalben
Im Steinbruch ist die "Mittlere Wechsellagerung" (Grauwacke, Tonschiefer) sowie ein Quarzgang und zwei Spitzfalten aufgeschlossen. Die Schieferlagen enthalten Spurenfossilien sowie (selten) pflanzliche Fossilien. Der Bruch ist Typuslokalität des 2010 gefundenen Spurenfossils "Segmentichnus mohri"
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Das größte Spurenfossil des Karbons stammt aus Nordhalben
Das Fossil
Spektakuläre Neufunde von bislang unbekannten Fossilien sind in unseren Breiten selten. Umso erstaunlicher war die Entdeckung einer völlig neuen Gattung und Art eines Spurenfossils am Schloßberg bei Nordhalben durch Herrn Ralf Mohr aus Nordhalben, das nach seinem Entdecker mit dem Namen Segmentichnus mohri benannt wurde. Es handelt sich um das vermutlich größte Spurenfossil, welches je aus dem Karbon-Zeitalter beschrieben wurde. Die Funde wurden 2020 in einer wissenschaftlichen Publikation durch die Paläontologen Alfred Uchman (Universität Krakau) und Gerd Geyer (Universität Würzburg) veröffentlicht.
Bei dem Spurenfossil Segmentichnus mohri handelt es sich um ungewöhnlich große (mindestens 40 cm lange), horizontale verlaufende röhrenförmige Grabbauten mit mehreren Verzweigungen (Abb. 1). Die einzelnen röhrenförmigen Abschnitte sind durch quer verlaufende Einschnürungen in ringförmige Schwellungen gegliedert (Abb. 2). Die Bauten sind in dem gewöhnlichen grauen Dachschiefer eingebettet.
Segmentichnus mohri wird als Ergebnis der Fortbewegung eines bisher unbekannten wurmförmigen Tieres interpretiert, das während seines Kriechens nach Nahrung suchte. Das Ganze fand im weichen Schlamm am Meeresboden statt, wobei der Lebensraum im relativ tiefen Ozean stattfand. Der Ablagerungsbereich wurde episodisch von Schlammlawinen verschüttet wurde. die sich am Schelfhang im flachen Meeresgebieten bildeten.
Von Segmentichnus mohri sind bisher nur zwei Exemplare bekannt, die beide von Ralf Mohr im bekannten Alten Bruch am Schloßberg bei Nordhalben gefunden wurden, unmittelbar nördlich des Straßentunnels am Weg zur Stoffelsmühle gelegen. Der Schieferbruch ist als Geotop 476A042 im Geotopkataster des Bayerischen Landesamt für Umwelt registriert- Zwischen etwa 1900 und 1956 wurden dort Schieferplatten für Dachschiefer, aber auch Gesteine für den Straßenbau gewonnen.
Das Gestein
Die Gesteine des Schieferbruchs am Schloßberg repräsentieren einen Abschnitt der Gesteinsabfolgen des Unteren Karbons, der vor etwa 335 bis 340 Millionen Jahren gebildet wurde. Die charakteristischen Gesteine dieser Zeit sind in Mitteleuropa Tonschiefer, die als sogenannte Flysch-Ablagerungen im damaligen Variszischen Ozean gebildet wurden, der sich über das Gebiet des heutigen Mitteleuropas erstreckte.
Die Schiefer am Schloßberg gehören zur sogenannten Mittleren Wechsellagerung. Die Gesteine sind dort in einer Mächtigkeit von maximal 30 m aufgeschlossen (Abb. 3, oben), wobei ein leicht erkennbarer Abschnitt von etwa 6 m Dicke aus wechselnden Grauwacken und Tonschiefern besteht, die als „Bordenschiefer” bezeichnet werden (Abb. 3, unten, Fundschicht rot markiert).
Aus diesem Abschnitt sind besonders viele der bisher gefundenen Spurenfossilien. Neben Segmentichnus mohri fanden sich in diesem Abschnitt am Schloßberg Spirodesmos spiralis, Dictyodora liebeana, Laevicyclus isp., Lophoctenium comosum, Falcichnites lophoctenoides, Megagrapton angulare und Taenidium isp., wie bereits in einer wissenschaftlichen Publikation von Jana Stepanek und Gerd Geyer (1989) beschrieben wurde. Viele dieser Spurenfossilien sind in der Sammlung Ralf Mohr zusammengetragen.